4.2 Buben-/Damen-Solo

Das Bubensolo ist nach dem Assolo das nächst schwächere Solo, gefolgt vom Damensolo, d.h. beim Bubensolo ist die Wahrscheinlichkeit, dass es auch mit einem wissentlichen negativen Erwartungswert gespielt wird zwar geringer als beim Assolo allerdings höher als beim Damensolo. Damensolo mit negativem Erwartungswert werden schon recht selten gespielt, da der Spieler meistens im Besitz einer D ist und damit der Partei angehört, die circa 70% der Normalspiele gewinnt. Hierdurch folgt, dass Ansagen (vor allen Dingen bei einem Damensolo ) nur dann getroffen werden sollten, wenn der Gegenspieler aufgrund der Kartenverteilung erkennen kann, dass der Solospieler wahrscheinlich 1 bis 2 eingeplante Stiche nicht erhält. Dies ist i.d.R bei einer unerwarteten Trumpfverteilung oder Abstechen von As(sen) des Solospielers der Fall. Hierbei können die bekannten Hilfsmittel des Essener Systems (vorzeitige, häufig konventionelle Ansagen bzw. Anfragen) angewendet werden:


4.2.1 Ansagezeitpunkte

Eine vorzeitige Ansage wird aus dem zu vermutenden positiven Erwartungswert nur dann freiwillig getroffen, wenn die damit gezeigte Information für die eigene Partei wichtiger als für den Solospieler ist bzw. der Solospieler die gezeigte Information schon kennt: Die genaue Interpretation einer vorzeitigen Ansage hängt vom Anspiel und dem anspielenden Spieler ab. Betrachten wir zunächst einige typische Anspiele des Solospielers (bei den Beispielen wird jeweils von einem Bubensolo ausgegangen, bei einem Damensolo gelten die Angaben analog):

1) Solospieler spielt zum ersten Stich B an

Eine vorzeitige Ansage (Kontra) ist bei diesem Anspiel ein Zeichen von Stärke, wobei ein starkes Blatt immer Trumpfstärke bedeutet. Ein Solospieler kann sein Solo gegen 4 Asse bei einem Spieler trotzdem gewinnen, aber selten gegen 4 Buben. Der genaue Zeitpunkt zeigt die Stärke der eigenen Trumpf hinsichtlich Anzahl und Höhe. Es gelten folgende Vereinbarungen:

Hieraus folgt, dass in folgendem Stich B 9 B B+KO(3) Spieler 3 genau B B B B besitzt! Es sollte jeweils der Bube mit dem höchsten Informationsgehalt gelegt werden: Bei einer Kombination B B B B wird daher B mit KONTRA gelegt. Eine vorzeitige Ansage ist in diesen Fällen ungefährlich, da der Solospieler nach dem ersten Stich i.d.R. sowieso die Trumpfverteilung kennt und in dem Fall, dass er trotzdem noch ein gewonnenes Solo besitzt, auf eine KONTRA-Ansage der Gegenpartei warten wird. Die eigene Partei ist allerdings ohne die Ansage nicht über die Trumpfverteilung informiert. In einigen Fällen sind durch diese Information sogar weitere Ansagen der KONTRA-Partei möglich. Stelle' Dir nur mal vor, dass der Solospieler folgendes Solo besitzt: B B B As As 10 10 9 As 10 K 9. Mit etwas Glück kann der Solospieler (bei KONTRA auf B) unter 60 gespielt werden, häufig ist eine keine 90-Ansage möglich, wenn die Struktur des Solos schnell genug bekannt wird. Diese vorzeitige Ansage hat auch einige Konsequenzen für die Partner des ansagenden Spielers: Sie sollten sich zumeist bemühen den Spieler mit den Trumpf ans Spiel zu bringen, da er eventuell dem Solospieler die Trumpf ziehen oder auch nur eliminieren kann. Zusätzlich sollten sie dem ansagenden Spieler gute eigene Farben (oder zumindest Asse) zeigen. Dies erfolgt hier direkt durch Legen einer kleinen Karte in der Farbe. Eine Signalisierung von i.d.R. einem As (zu mehr kommt man zumeist nicht) erfolgt nur bei einer vorzeitigen KONTRA-Ansage. Wir bevorzugen normalerweise auf angespielte hohe Trumpf des Solospielers (ohne trumpfstarke vorzeitige KONTRA-Ansage) Abwürfe in der kürzesten Farbe (es wird allerdings kein As Singleton gestellt) bzw. wertlosesten Farbe (Farbe ohne Halbstopper oder Stopper; 10 x x = Halbstopper). Dies hat neben der Information in welcher Farbe der Spieler wahrscheinlich keine Werte besitzt den Vorteil, dass keine Stellungen gegen den Solospieler aufgegeben werden müssen bzw. den Partnern gezeigt wird, welche Stellungen sie besser nicht aufgeben sollten und dass in der abgeworfenen Farbe geschmiert werden kann.

2) Solospieler spielt zum ersten Stich B an.

Ein sofortiges freiwilliges KONTRA zeigt 4-5 Buben mit einem B oder 3 Buben mit B B an. Hier reichen 4 Buben, da die KONTRA-Partei am Spiel ist und somit die Initiative besitzt. Der Solospieler kann sehr häufig zuerst in Trumpf gekürzt werden. Das Legen einer kleinen Karte (oder As) eines Partners nach der Ansage ist hier ein starkes direktes Signal für die abgeworfenen Farbe. Es wäre unsinnig in einen eigenen Stich eine kleine Karte zu legen, d.h. diese Aktion muss eine Bedeutung haben. Beim Anspiel des B ist es nur wahrscheinlich ein Signal, da alle Spieler sowieso eine kleine Karte irgendeiner Farbe abgeworfen hätten. Ein KONTRA mit Legen der eigenen Karte zeigt nun 5 Buben ohne B, da mit 4 Buben ohne B systemgemäß kein vorzeitiges KONTRA gerechtfertigt ist (Ausnahme: hinter dem Spieler mit den 4 Buben wird ein weitere Bube der eigenen Partei gelegt, dann KONTRA) und da mit 5 Buben diesmal kein vorzeitiges KONTRA erfolgen konnte (kollidiert mit der ersten Variante; die Partner würden eventuell Volle schmieren). Die Partner sollten nach Möglichkeit wieder gute Farben signalisieren.

Bisher haben wir den Solospieler immer einen Buben zum ersten Stich anspielen lassen. Hierdurch konnte immer eindeutig eine vorzeitige Ansage getätigt werden. Es kann nun allerdings passieren, dass der Solospieler zunächst ein As spielt oder erst eine Farbe stechen musste bzw. angespielt wurde. Wir erinnern daran, dass im zweiten Stich ebenfalls eine vorzeitige Ansage mit Legen der eigenen Karte erfolgen kann, indem der Spieler nach Legen der Karte seines Vorgängers die Ansage deutlich vor Legen seiner eigenen Karte trifft.

3) Solospieler spielt As an.

Ein vorzeitiges KONTRA als Kommentar zur Karte zeigt, dass der Spieler diese Farbe stechen kann. Er sollte dazu an Position 3 oder 4 sitzen. Die Idee ist, dass die Partner schmieren können. Die Ansage sollte allerdings freiwillig nur mit Zusatzwerten in Form von Assen und/oder Stellungen (z. B.: As 10 x) erfolgen. Ebenso fordert ein Spieler einen Partner, der einen Stich macht (sei es er wurde angespielt oder er spielt ein As, welches i.d.R von einer langen Farbe angegriffen wird) durch eine vorzeitige Ansage dazu auf die Farbe nachzuspielen. Die Ansage erfolgt i.d.R. nachdem der Solospieler zum Stich eine Karte zugegeben hat.

4.2.2. Anfragen

Alle Anfragen haben zumeist die gleiche Bedeutung wie in den anderen Kapiteln. Der Spieler fragt seinen Partner, ob er den Stich macht bzw. ob er eine bestimmte Karte besitzt oder bestimmte Karten nicht besitzt. Alle Anfragen sind zumindest stark einladend, häufig sogar forcierend. Die Bedeutung einer Anfrage hängt von der jeweiligen Situation ab. Zwei typische Fälle, die bei den Buben/Damen-Soli häufiger vorkommen, sind:

1) Der Solospieler spielt B auf

Ein Warten eines Spielers vor Legen seiner eigenen Karte zeigt den Besitz eines B in Verbindung mit einem oder zwei weiteren Buben. Die Idee dieser Anfrage ist den Zusammenfall beider B in einem Stich zu verhindern. Der Partner mit dem anderen B sollte nun KONTRA ansagen, damit der fragende Spieler klein bleiben kann. Bei vorgeführten Soli kann auch gelegentlich ohne Trumpf gewartet werden, allerdings sollte dann durch den Abwurf bei positiver Antwort eine gute Farbe (direkt) angezeigt werden.

2) Der Solospieler spielt ein As

Das Warten zeigt hier ein gutes Blatt (Trumpf und Asse bzw. Stellungen). Der Spieler, der diese Farbe stechen kann, sollte nun unabhängig von der Stärke seines Blattes KONTRA ansagen. Genauso kann ein Spieler, der einen Fehlstich gemacht hat seine Partner fragen, ob er die Farbe fortsetzten soll. Prinzipiell liegt bei diesem Anspiel die gleiche Situation wie bei gleichem Anspiel bei einer vorzeitigen Ansage vor. Lediglich die Verantwortung wird getauscht, was bedeutet: Bei einer Anfrage sind die benötigten Zusatzwerte beim fragenden Spieler und bei einer freiwilligen Ansage beim ansagenden Spieler.

Dies waren die typischsten Situationen einer vorzeitigen Ansage oder Anfrage bei einem Buben/Damen-Solo. Die Idee aller geschilderten Varianten ist eine wertvolle Information zu übermitteln, um die Gewinnaussichten (genauer: die Punktausbeute) zu steigern.

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