4. Reizwertbestimmung

Sie werden sich jetzt sicher fragen, warum wir einen Ausflug in die Welt der Stiche gemacht haben. Dieses Wissen benötigen wir beim Reizen, wenn wir unser Blatt betrachten, um zu entscheiden, ob wir reizen oder nicht.

Was verstehen wir nun unter "Reizen" beim Skat?

Grundsätzlich können Sie davon ausgehen, dass es beim Skat immer einen Spieler gibt, der eine Spielart - Grand-, Null- oder Farbspiel - ansagt und so versuchen will, das Spiel gegen die beiden anderen Spieler zu gewinnen. Die beiden anderen Spieler spielen zusammen gegen ihn. Stopp! Damit ist nicht gemeint, dass wir unseren Partner die eigenen Karten zeigen oder mit ihm die Karten tauschen. Das ist verboten und führt zum sofortigen Verlust des Spieles.

Um es gleich vorwegzunehmen, niemand kann gezwungen werden, einen Reizwert zu sagen. Jeder Spieler kann passen, egal wie seine Karten aussehen. Man sollte jedoch sein Blatt ruhig ausreizen. Nur einmal angenommen, Sie hätten ein totsicheres Blatt auf der Hand und würden sofort passen, nur damit der Einzelspieler sein Spiel sehr wahrscheinlich verliert, dann würden Sie sich mit dieser Spielweise sehr unbeliebt machen. Solche Spieler werden unter Skatspielern gewöhnlich als Maurer bezeichnet.

In diesem Zusammenhang wollen wir jetzt folgende Fragen nacheinander beantworten:

Wie berechne ich den Reizwert ?

und

Woran erkenne ich, was ich am besten mit meinem Blatt spielen sollte?

Nullspiele
==========

Wie sie bereits aus der Mehrzahl des Wortes erkennen können, haben wir mehrere Nullspiele. Sie bilden jedoch eine Ausnahme bei der Berechnung des Reizwertes. Sie haben immer den gleichen Reizwert, egal, wie viele Buben ein Spieler hat. Für folgende Spiele gelten mögliche Reizwerte:



Nullspiel
=
23


Nullspiel Hand
=
35


Nullspiel ouvert
=
46


Nullspiel ouvert Hand
=
59

Die 4 Reizwerte müssen Sie einfach nur auswendig lernen. Beim Nullspiel wollen Sie keinen Stich erhalten. Sobald Sie auch nur einen Stich erhalten - auch wenn er keine Augen enthält - haben Sie sofort verloren. Die restlichen Karten müssen nicht mehr gespielt werden. Jetzt wollen wir nur kurz auf die Unterschiede eingehen:

Merke: Die Angabe "Hand" sagt, dass wir nicht in den Skat schauen dürfen.

Merke: Bei allen offenen Spielen muss der Alleinspieler seine zehn Karten sofort auflegen, bevor die Vorhand die erste Karte ausgespielt hat.

Grand- und Farbspiele
====================

Im Gegensatz zur Reizwertbestimmung bei einem Nullspiel ist sie bei einem Grand- oder Farbspiel etwas komplizierter. Die Berechnung des höchstmöglichen Reizwertes, den ein Spieler sagen kann, ohne dass er sich überreizt hat, setzt sich aus der Multiplikation des Grundwertes mit dem Spielwert zusammen.

Die Grundwerte lassen sich noch am einfachsten merken. Jede Farbe sowie der Grand erhalten einen eigenen Wert:

Karo
zählt
9
Herz
zählt
10
Pik
zählt
11
Kreuz
zählt
12


Grand
zählt
24

Die Ermittlung des Spielwertes für ein Kartenblatt ist dagegen schon schwieriger. Ausschlaggebend für den Spielwert sind hauptsächlich die Buben. Beim Farbspiel unter Umständen auch die Asse, Zehnen und so weiter. Mit anderen Worten ist hierbei die Rangfolge der Trümpfe wichtig. Wir wollen zuerst die Bubenzusammenhänge näher erläutern und beginnen mit dem Grandspiel.

Es kommt nun darauf an, in welcher Reihenfolge man die Buben in der Hand hält. Kreuzbube ist der höchste (auch der “Alte” genannt), danach folgen Pik-, Herz- und Karobube, in eben dieser Reihenfolge. Es kommt beim Reizen nicht nur auf die Anzahl, sondern vor allem auf die Reihenfolge an, die man geschlossen hat.

Berechnung, wenn man den Kreuz Buben hat: Wir zählen alle Trümpfe zusammen, die wir geschlossen in der Rangfolge abwärts vom Kreuzbuben in der Hand haben. Lücken sind nicht erlaubt. Auf diesen Wert addieren wir eine 1 und dies ist dann der Spielwert - auch Spitzen genannt.

Lassen Sie uns dies mal an ein paar Beispielen betrachten:

Sie haben: Berechnung: Spielwert:
mit 1 Spiel 2
2
mit 2 Spiel 3
3
mit 3 Spiel 4
4
mit 4 Spiel 5
Der Grund liegt darin, dass
Sie die Buben geschlossen
von oben haben.
5
mit 1 Spiel 2
Der Pik Bube fehlt und
man hört mit dem Zählen
auf. Darum nur 1
2
mit 1 Spiel 2
Der Pik Bube fehlt und
man hört mit dem Zählen
auf.
2

Wichtig: Fehlt ein Bube in der Reihenfolge abwärts betrachtet, so muss das “mit”-Zählen beendet werden.

Jetzt werden Sie sich sicher fragen, was passiert, wenn man den Kreuz Buben nicht hat. Darf man dann nicht reizen? Natürlich darf man dann auch Reizen, nur wird jetzt die "Anfangslücke" gezählt.

Berechnung, wenn man keinen Kreuz Buben hat: Wir zählen alle fehlende Trümpfe zusammen, die wir geschlossen in der Rangfolge abwärts nicht in der Hand haben. Wir hören mit dem Zählen auf, wenn wir einen Trumpf in der Hand treffen. Auf diesen Wert addieren wir eine 1 und dies ist dann der Spielwert - auch Spitzen genannt.

Lassen Sie uns dies mal an ein paar Beispielen betrachten::

Sie haben: Berechnung: Spielwert:
ohne 1 Spiel 2
2
ohne 2 Spiel 3
Kreuz- und Pikbube fehlen
3
ohne 3 Spiel 4
Kreuz-, Pik- und Herzbube fehlen
4
ohne 4 Spiel 5
Der Grund liegt darin, dass
die Buben geschlossen
fehlen.
5
ohne 1 Spiel 2
2
ohne 1 Spiel 2
2

Wichtig: Taucht ein Bube in der Reihenfolge abwärts auf, so muss das “ohne”-Zählen beendet werden.

Diese Spielwertberechnung gilt sowohl für Farbspiele als auch für Grandspiele. Beim Farbspiel wird das Zählen jedoch nicht beim Karobuben beendet, sondern bis zum Trumpf 7 gezählt. Lassen Sie uns noch folgendes Beispiel betrachten. Es wird Karo gespielt:

Sie haben: Berechnung: Spielwert:
mit 5 Spiel 6
Der Grund liegt darin, dass
das Ass rangmäßig direkt dem
Karobuben folgt.
6
ohne 5 Spiel 6
6

Die Skatregeln beinhalten noch ein paar Möglichkeiten, um den Spielwert zu erhöhen. In den offiziellen Skatregeln wird dies als Gewinnstufen bezeichnet, die zu den oben sogenannten "Spitzen" hinzuaddiert werden und gemeinsam den Spielwert ergeben. Wir haben schon beim Nullspiel die Option "Hand" und "Offen/Ouvert" kennengelernt. Wenn jemand nun ein so gutes Blatt hat, dass er der Meinung ist, er braucht den Skat gar nicht erst aufzunehmen und 2 andere Karten drücken, dann kann er den Skat auch liegenlassen und sagt ein Handspiel an. Dadurch erhöht sich der Spielwert noch einmal um 1.

Angenommen, Meier will Karo ohne 3, Spiel 4, Hand 5 spielen, so ist der höchst mögliche Reizwert 45 (Karo-Grundwert = 9; 5 * 9 = 45).

Soweit so gut. Beim Skatspiel ist dies jedoch noch nicht alles. Erinnern wir uns noch einmal an die Bewertung der einzelnen Karten. Addiert man alle Augen, so ergibt sich eine Summe von 120. Um zu gewinnen, benötigt der Einzelspieler 61 Augen, bei nur 60 hat er verloren. Hat eine Partei weniger als 31 Augen, so sagt man, sie ist Schneider gespielt und der Spielwert wird nochmals um 1 erhöht. Hat eine Partei keinen Stich erhalten, so wurde sie Schwarz gespielt (Spielwert ebenfalls + 1).

Sie werden jetzt vielleicht denken, dass verstehe ich nicht ganz. Beim Schneider werden grundsätzlich 3 Formen unterschieden:

  1. Zufällig erspielte Schneider
    Sie erkennen nach dem Auszählen der Augen, dass eine Partei maximal 30 Augen erhalten hat.
  2. Not-Schneider
  3. Erspielte Schneider

An dieser Stellen sollten Sie nur die 1. Form ("Zufällig erspielte Schneider") erkennen und abrechnen können. Die beiden anderen Formen gehören vom Schwierigkeitsgrad und den Vorkenntnissen in den 4. Schritt - Fortgeschrittene Konventionen .

Wird ein Handspiel gespielt, so wird der Spielwert jeweils um 1 für das Ansagen erhöht. Schneider oder Schwarz können dann auch vorher angesagt werden, was den Spielwert jeweils um 1 erhöht. Wenn Sie sogar Offen spielen können, dann wird der Spielwert noch einmal um 1 erhöht. Bei einem Offen-Spiel gilt generell Schneider und Schwarz als angesagt.

Beispiel: Pik Hand, Schneider angesagt, mit 4 Buben

Die Berechnung ergibt:
mit 4 Spiel
5
Hand
6
Schneider
7
Schneider angesagt
8
Also 8 mal 11 (Pik-Grundwert) ergibt als höchsten Reizwert:

8 * 11 = 88

Merke: Schneider-, Schwarz- und Offen-Ansagen sind nur bei einem Handspiel möglich.


Ein Spieler muss also eine ganze Menge Dinge berücksichtigen, um seinen höchsten Reizwert bestimmen zu können. Unter welchen Kriterien er nun welches Spiel spielen kann, wird in den nächsten Kapiteln noch genauer erläutert.

Die möglichen Reizwerte werden in der folgende Tabelle zusammengestellt:

Das alles wird sich für Sie sehr theoretisch anhören und wir werden dies etwas später in verschiedenen kommentierten Beispielen in unsere Software üben. Vorher möchten wir Ihnen noch vorher erklären, wie ihre Kartenblätter dafür aussehen müssen.

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