4 Solo

Ein Solo ist durch folgende Eigenschaften charakterisiert:

Aufgrund von Punkt 1 ist natürlich klar, dass in diesem Kapitel nur das Spiel der KONTRA-Partei von Interesse sein kann, da nur hier eine Kommunikation zwischen den Spielern möglich ist. Es wird gezeigt, wie durch die Anwendung der bekannten Hilfsmittel (Ansagezeitpunkte, Anfragen, Konventionen) des Essener Systems das Gegenspiel gegen ein Solo optimiert werden kann. Dies ist aber gerade wegen des Punktes 1 der Charakterisierung mit einer besonderen Problematik verbunden: Beim Solo treten im Vergleich zu den übrigen beiden Spielformen (Normalspiel und Hochzeit) eine Vielzahl zusätzlicher Parameter auf, die natürlich einen Einfluss auf die Anwendung (benötigte Stärke) und auch die Interpretation der Hilfsmittel besitzen:

  1. Welches Solo wird gespielt?

    Es ist natürlich klar, dass die Interpretation von Ansagezeitpunkten oder auch die Grundvoraussetzungen für eine Ansage von der Art des Solos abhängt. Andererseits besitzen die einzelnen Solotypen natürlich auch eine unterschiedliche Gewichtung: Der Spieler hat natürlich bei der Entscheidung ein Solo zu spielen grundsätzlich vorher eine Abschätzung seiner Chancen im Normalspiel (oder Hochzeit) vorgenommen. Hieraus folgt, wenn man bedenkt, dass die freiwillige Entscheidung für ein Solo nur getroffen werden sollte, wenn der Erwartungswert höher als beim Normalspiel ist, eine natürliche Reihe der Stärke der einzelnen Soli: Farbensolo > Damensolo > Bubensolo > Assolo. Die benötigte Stärke für eine Ansage hängt daher von der Art des Solos ab.

  2. Wann wird das Solo gespielt?

    Unter dem vorherigen Punkt wurde die Argumentation für das Spielen eines Solos durchgeführt für den Fall, dass der Spieler keinen Zwang besitzt ein Solo spielen zu müssen. Dies ist aber in den Zeiten des Pflichtsolos strenggenommen nur bei einem Lustsolo der Fall. Sofern der Spieler also noch ein Solo spielen muss, wird es natürlich im Laufe der Spielrunde immer wahrscheinlicher, dass ein Solo auch dann gespielt wird (im Extremfall muss bei der Vorführung), wenn der Vergleich zwischen Solo und Normalspiel nicht zugunsten des Solos ausfällt. Dies hat natürlich ebenfalls einen Einfluss auf die benötigte Stärke für eine Aktion im Sinne des Essener Systems. Man könnte nun natürlich behaupten, dass das Ansageverhalten des Solospielers ein Indiz für die Stärke des Solos ist. Aber auch dies ist nicht richtig, da der Solospieler nur sich selbst verantwortlich ist. Er kann bei einem Verzicht auf eine Ansage durchaus auf eine Erstansage der Gegenpartei warten. Das Ansageverhalten beim Solo ist in vielen Fällen ein psychologisches Phänomen.

  3. Sind schon andere Vorbehalte angemeldet?

    Dies hat ebenfalls einen Einfluss. Durch die Anmeldung eines anderen Vorbehaltes fehlt bzw. ändert sich bei dem Solospieler die Abschätzung Normalspiel vs Solo. Ein simples Beispiel: Nachdem an Position 1 Vorbehalt angemeldet wurde, wird Spieler 3 mit folgenden Blättern natürlich ebenfalls Vorbehalt anmelden, sofern er noch ein Pflichtsolo spielen muss:

    Blatt 1: 10 D D D D B B As 9 As As K (Farbensolo in )

    Blatt 2: B As 10 9 As As 9 As 10 As K 9 (Assolo).

Im ersten Fall ist das gute Normalspiel futsch und im zweiten Fall will man sicherlich nicht die Hinrichtung bei einer Hochzeit miterleben. Vielleicht lässt sich Spieler 1 mit einem guten Trumpfblatt zur Hochzeit zu seinem Pflichtsolo verleiten. Für die Anwendung der Hilfsmittel lassen sich also die folgenden Parameter zusammenfassen:

Im folgenden werden wir zeigen wie in Abhängigkeit von der Art des Solos und den bekannten Parametern 1 und 2 eine sinnvolle Anwendung der Hilfsmittel des Essener Systems möglich ist. Der Zeitpunkt des Solos wird nur insofern berücksichtigt, dass wir von einem freiwilligen Solo ausgehen. Wir werden uns also primär mit der Interpretation der Hilfsmittel und nur sekundär mit den benötigten Stärken für ihre Anwendung beschäftigen.

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